Marcel ist ein Künstler, ein Visionär und Pionier. Nichts steht still in seinem, und somit in unserem, Leben. Interview mit Marcel Zanolari, Winzer, Kellermeister und Mitinhaber der Firma La Torre SA.
Marcel, du produzierst seit etlichen Jahren biodynamisch und das Weingut ist seit 2017 DEMETER zertifiziert. Was steckt hinter deiner Philosophie?
Mein Motto ist: „Leben erzeugt Leben“. Ich bin bestrebt zum Ursprung zurückzukehren, wo die Natur noch ihre natürliche Stärke besass.
Das heisst natürlich sich dem Willen der Natur zu beugen und zu respektieren, was sie mir bietet. Meine 12 Hektaren Weinberge erzeugen pro Jahr rund 45‘000 Flaschen, wo herkömmliche Produktionen auch mehr als das Doppelte erreichen können.
Heute werden Pflanzen gekreuzt, mit dem Ziel mehr Ertrag zu erhalten, dass aber schöne Früchte nicht unbedingt vitale Früchte bedeutet, wird oft komplett ignoriert. Man denkt viel zu wenig an die Konsequenzen, die unsere Handlungen auf die Zukunft unserer Welt und Gesundheit haben.
Ich höre von vielen sagen, du seist ein Künstler und Pionier.
Der Pionier ist eigentlich mein Vater, Giuliano Zanolari. Hätte er auf die Zweifel anderer gehört, wären wir noch heute beim konventionellen Anbau. 1998, nach meiner Ausbildung, bin ich in seine Fussstapfen getreten und kann so nun auch meiner kreativen Vene freien Lauf lassen.
Ich probiere immer wieder mal etwas Neues aus. Mit 115 verschiedenen Rebsorten bietet sich mir genug Material. Manchmal funktioniert es auf Anhieb und manchmal nicht, aber das muss ich in Kauf nehmen. Wer nichts Neues ausprobiert, bleibt stehen.
2 Hektaren Wald und weitere 3 Hektaren Wiesen und Felder erlauben mir noch weitere Projekte zu entwickeln.
Was ist dir wichtig?
Die Würdigung des Zyklus der Natur. Meine Tiere werden nicht ausgebeutet und werden ihr Leben nicht beim Metzger beenden. Meine 2 Pferde, die 18 Ziegen, 50 Hühner und 2 Hunde sind ein Teil meines Lebens und unterstützen das Gleichgewicht der Böden. Den Rest unterstütze ich mit Kräutertees, Ziegenmilch und wenigen homöopathischen Mitteln.
Auch die Harmonie zwischen den Mitarbeitern ist mir wichtig. Uns helfen zurzeit bis zu 10 Mitarbeiter während der Hochsaison in der Produktion und weitere 5 im Verkauf und der Verwaltung. Die Arbeit soll nicht einfach als einen Job empfunden werden, sondern eine Freude und eine Bereicherung sein, wo alle mit derselben Philosophie an einem Strick ziehen.
Welches sind deine Zukunftsvisionen?
Ich möchte noch mehr Gleichgewicht und Harmonie zwischen der Natur, den Tieren und den Menschen erreichen, damit man immer weniger eingreifen muss. Das Ziel ist, sich Schritt für Schritt der Permakultur zu nähern, in der eine natürliche Verschmelzung herrscht.
Wie möchtest du das erreichen?
Die ganze Arbeit, die wir machen, hat einen langfristigen Hintergrund. Das Anpflanzen von alten, widerstandsfähigen Rebsorten ist das eine. Auch unsere inzwischen über 200 Olivenbäume liefern in den ersten 20 Jahren zwar nur 1/3 von dem, was sie produzieren könnten, aber wenn alles gut geht, beschenken sie die nächsten 20 Generationen mit ihren Früchten.
Wie soll man sich deinen Wein vorstellen?
Unser Wein hat einen Eigencharakter. Er passt in kein Klischee. Wir ermöglichen dem Wein sich selbst "zu machen". Er entscheidet das Endergebnis, nicht wir.
Dies ist auch der Grund, wieso wir bei keiner Weinprämierung mehr mitmachen.
Aber nicht nur. Wir legen keinen allzu grossen Wert auf kommerzielle Werbung. Der Mensch kann vieles Schreiben und behaupten, aber die Fakten sind am Schluss die, die wirklich zählen.
Unser Marketing lautet:
Komm zu uns, sehe und erlebe unsere Welt, degustiere und überzeuge dich selbst!
K.F 20.03.24